Dreimal so teuer, dreimal so gut? Die Knicker-Knaller FirstStrike Bearhunter und Walther Century im Test
- PelletPanda

- 23. Aug.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Sept.
Heute gehen wir der Frage auf den Grund, ob dreimal so teuer wirklich dreimal so gut bedeutet. Antreten tun hier und heute die Walther Century (Kaufpreis 239 Euro), ein Knicker aus dem Walther-Premium-Sortiment, und die BearHunter von FirstStrike (Kaufpreis 69,95 Euro). Ist die Kiste schon klar und die BearHunter Galaxien von der Walther entfernt? Schauen wir mal.

Darf ich mich vorstellen:
Walther Century
Kaliber 4,5mm Diabolo
Einzellader, Knicklauf
Serie <= 7,5J
Individuell:
Vector Optics 12x44 Zielfernrohr
Würde ich den Qualitätsunterschied anhand der Verpackung bewerten wäre die Kiste tatsächlich schon klar. Die BearHunter kam in einem labbrigen, schnörkellosen Karton, maximal „ok“ verpackt, die Walther kam im hochwertigen Premium-Karton mit allerlei Stabilisierungsmöglichkeiten samt Walther-Label an der Waffe angebracht. Das machte schon was her. Nunja, mit Kartons kann ich keine Löcher in Scheiben stanzen, maximal diese damit bewerfen (vielleicht auch mal einen Präzisionstest wert).
Der erste Qualitätseindruck beim Öffnen des Walther-Pakets setzte sich fort. In meinen Händen fühlte sich die Century hochwertig an, ich konnte in der Verarbeitung keine Schwächen entdecken, der Kunststoffschaft machte einen exzellenten Eindruck. Ich fand ihn auch schön griffig.
Die Schaftgeometrie habe ich ebenso als sehr gut und orientiert am Schützen empfunden. Der Griff ist ergonomisch gestaltet und die Schaftbacke war für mich in Idealhöhe bei Montage eines Zielfernrohrs. Auch im Sinne des Gewichts überzeugte mich die Century auf ganzer Linie mit einer angenehmen Schwere. Eine Sache hat mir allerdings gefehlt: eine verstellbare Schaftkappe. Kein Beinbruch, wäre aber die Sahne auf dem Kuchen gewesen.
Aus dieser Beschreibung könnt ihr es schon fast herauslesen: eine komfortable Anschlagshaltung war hier für mich kein Thema, das ging sehr gut. Ich fühlte mich hier auch erinnert an die Walther Rotex, die lag für mich ähnlich gut. Vielleicht vererben sich hier bestimmte Gene, was ja auch logisch wäre beim gleichen Hersteller.

Der Knickvorgang lag meines Empfindens nach schon auf der schwereren Seite. Ist das ein Zeichen für die Power? Die kurze Antwort: ja. Die Century hat satte 8,3J rausgehauen. Die Laufverriegelung des Knickers ist meiner Meinung nach ein sehr zweckdienliches Premium-Feature, denn man kann sich darauf verlassen, dass sich der Lauf nach dem Knickvorgang in Idealposition befindet. Überhaupt wirkte der gesamte Knickvorgang endpräzise. Ganz fein und ausbaldowert, nicht grobschlächtig und roh.

Den Abzug der Century fand ich sehr gut. Einem leichten etwas längeren Vorweg folgte ein klarer Druckpunkt und ein moderates Abzugsgewicht. Der Abzug ist verstellbar, habe aber für den Test keine Veränderung ab Werk vorgenommen. Und habe auch nach dem Test keinen Drang verspürt etwas zu verändern.
Prellschlag konnte sie auf jeden Fall. Liegt für mein Empfinden im mittleren bis stärkeren Bereich.
Als Bonus hat die Century bereits ein 1/2“ UNF-Gewinde am Lauf. Mit Schalldämpfer war sie dann tatsächlich hörbar leiser als ohne, was bei Knickern ja nicht immer der Fall ist.
Die Century mochte besonders folgende Diabolos:
JSB Exact Express 0,51g 4,5mm
Mit diesen habe ich folgende Leistungsdaten ermittelt:
10 Schuss
Durchschnitt 8,38J
Durchschnitt 181,38 m/s
Konstanz 5,02 m/s
Abweichung vom Mittelwert 1,56 m/s
Das sind schon gute Werte. Über die Power müssen wir nicht sprechen und die Konstanz ist auf gleichem Niveau wie eine gut eingestellte HW30 von Weihrauch.
Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:
Distanz | BB | Hitbox / Streukreis | Location / Wetter | Anschlag | Optik |
|---|---|---|---|---|---|
10m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 10x10mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 12x44 |
15m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 27x20mm | Outdoor, wenig Wind | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 12x44 |
Insgesamt war die Century für mich ein angenehmes Erlebnis. Die Ergebnisse sind nur wenig schlechter als die einer HW30. Die Werte allerdings doch noch einen Tick besser sein können. Wer denkt hier kommt eine aktuelle LGV Challenger, der liegt leider falsch, da kommt sie nicht ran.
Nochmal zur Wiederholung: bedeutet dreimal so teuer dreimal so gut? Weiter geht’s mit dem nächsten Knicker-Knaller.

Darf ich mich vorstellen:
FirstStrike BearHunter
Kaliber 4,5mm Diabolo
Einzellader, Knicklauf
Serie <= 7,5J
Individuell:
Vector Optics 12x44 Zielfernrohr
Über die Verpackung der BearHunter habe ich mich ja schon ausgelassen. Glücklicherweise machte die Waffe an sich einen besseren Eindruck als diese. Vom Gefühl her merkte man zwar schon die Preisdifferenz, der FirstStrike-Knicker fasste sich einen Tick weniger hochwertig an, aber insgesamt passte auch hier die Verarbeitung und in die BearHunter ist in meinen Augen keine 08/15-China-Billo-Bastelbude.
Ein direkt merkbarer Unterschied zur Century war das geringere Gewicht, da hätte ich mir eine Schippe mehr gewünscht. Auch wirkte die Bearhunter etwas kopflastiger und insgesamt weniger „meaty“.
Ich konnte sie aber dennoch gut greifen, auch dank vernünftigem Pistolengriff. Im Sinne der Anschlagshaltung ging sie für mich auch klar. Mir ist allerdings aufgefallen, dass die Schaftbacke fast etwas zu tief und zu weit hinten war. Das machte die Verwendung eines kompakten Zielfernrohrs etwas schwieriger. Aber ihr seht ja wie ich es gelöst habe.
Den Knickvorgang fand ich schön leichtgängig und homogen, begleitet von einem satten Klickgeräusch. Hätte ich so von einem Knicker in diesem Preissegment nicht erwartet.
Erwähnenswert ist bei der BearHunter sicherlich auch die in meinen Augen etwas skurrile Sicherung über den hoch- und herunterklappbaren Hebel vor dem Abzug. Witzigerweise habe ich mich sehr schnell an einen gut funktionierenden Flow damit gewöhnt. Etwas komisch war, dass kein Spannvorgang möglich ist, wenn die Sicherung drin ist. Auch gibt es keine automatische Sicherung beim Knickvorgang, alles manueller Handbetrieb.

Der Abzug war dann ganz anders als bei der Century. Einem mikroskopischen Vorweg folgte eher ein Direktabzug. Das Abzugsgewicht empfand ich als schwer aber gut überwindbar. Ein Verreißen beim Schuss konnte ich auch nicht wirklich feststellen. Zumal ich den Prellschlag als weich bewerten würde. Habe mich im Testlauf sehr schnell daran gewöhnt wie sie agiert, hat durchaus Spaß gemacht.
Eine Beobachtung: der Lauf war wirklich tight. Also wirklich. Da mußte ich die Dias schon beherzt reindrücken (natürlich dennoch vorsichtig). Und was da beim ersten Putzen rauskam. Verrückt. Bei der Century hingegen nichts, der Lauf war blitzeblank.
Die BearHunter mochte besonders folgende Diabolos:
JSB Exact Express 0,51g 4,5mm
Mit diesen habe ich folgende Leistungsdaten ermittelt:
10 Schuss
Durchschnitt 6,41J
Durchschnitt 158,67 m/s
Konstanz 4,20 m/s
Abweichung vom Mittelwert 1,55 m/s
Oha. Zwar deutlich weniger Power als die Century aber diese sehr guten Konstanz-Werte sind definitiv kein Selbstgänger für einen Knicker unter 100 Euro.
Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:
Distanz | Diabolo | Hitbox / Streukreis | Location / Wetter | Anschlag | Optik |
|---|---|---|---|---|---|
10m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 9x15mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 12x44 |
25m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 26x46mm | Outdoor, wenig Wind | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 12x44 |
Fazit:
Also nochmal, für DEN Preis sind das bei der BearHunter doch super Werte. Auf 10m ist das ein kompetitiver Platz in der Bestenliste im Bereich viel teurerer Waffen. Ich meine, schaut euch mal an, was die BearHunter da alles wegputzt. Klar, auf 25m verliert sie dann an Boden, aber selbst da macht sie ordentlich Meter Vorsprung zu einer Diana 34 oder gar einer UX Prymex, die sich in einem ähnlichen Preissegment bewegt. Ich würde mich glatt so weit aus dem Fenster lehnen und hier von einem „Geheimtipp für Einsteiger“ sprechen wollen.

Was nun die Frage der Fragen angeht: bemühen wir doch mal die Mathematik. Auf 10m ist die Century weit weg von dreimal so gut. Auf 25m ist sie ungefähr doppelt so gut. Das macht sie nicht zu einem schlechten Gewehr, ganz im Gegenteil. Aber es bekräftigt die Potenz der BearHunter als ernstzunehmende Einsteigerwaffe mit respektabler Präzision. Heißt: nein, bei diesen beiden Kandidaten bedeutet dreimal so teuer nicht dreimal so gut. Es kommt drauf an worauf ihr letztlich Wert legt.













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