Beretta CX4 Storm: Fun-Plinker-Maschine

Beretta CX4 Storm, das ist für mich ein ganz eigenes Kapitel. Defacto ist der CO2-Nachbau der 9mm- oder .45-Selbstladebüchse eine der ersten Luftdruckwaffen die ich je besessen habe. Damals fand ich insbesondere das semi-auto-Konzept der Waffe spannend und somit war sie für mich ein „Must Have“. Letztlich hatte ich aber noch keine Ahnung wie man das mögliche Maximum an Präzision aus so einem Gerät herausquetscht. Und so kam es wie es kommen musste. Ich habe sie wieder vertickt, weil ich davon überzeugt war, dass die CX4 eher Kategorie Gießkanne ist. Aber ist das wirklich so? Oder geht z.B. mit Liebe bei der Diabolo-Auswahl doch noch was?

Darf ich mich vorstellen:

• Beretta CX4 Storm

• Kaliber 4,5mm Diabolo

• Magazin mit 30 Schuss, Halbautomat

• Serie <= 7,5J

• CO2, 88g

Individuell:

• Vector Optics SCOM-24 Veyron 3-12x44

• Montageschiene mit Vorneigung und Montagen von UTG

• DonnyFL Tatsu Schalldämpfer

  
  

Bevor wir zum „wissenschaftlichen“ Teil übergehen handeln wir die allgemeinen Dinge kurz ab.

Ich könnte mir vorstellen, dass hier das Design wirklich Geschmackssache ist. Ich mags, ich beobachte aber auch andere Stimmen.

Für einen Plastikbomber ist die CX4 meiner Meinung nach vernünftig verarbeitet. Lediglich die abnehmbare Schaftkappe scheint bei vielen Modellen eine Schwachstelle zu sein. Sie sitzt teilweise etwas locker, so meine Beobachtung. Was man wohl auch öfters findet sind abgebrochene Halter an der Schaftkappe oder veränderte Innenräume dieser. Warum das? Viele ersetzen die zum Betrieb notwendigen 88g CO2-Kapseln mit einem Adapter für 12g-Kapseln. Es scheint wohl Konstellationen zu geben, wo ein solcher nicht ohne Nacharbeiten passt oder die Verwendung zu Beschädigungen führt.

Mit Kapsel und einer optionalen Optik (in meinem Fall ein Zielfernrohr) hatte sie ein akzeptables Gewicht, könnte aber ruhig noch einen Tick schwerer sein. Meiner Erfahrung nach war sie insgesamt etwas „hecklastig“.

Die fest installierte Kombination aus Kimme und Korn hat mich ehrlicherweise damals wie heute etwas genervt, da ein hoher Montage-Aufbau für Optiken quasi ein Muss ist. Mit meiner Test-Variante war ich allerdings dann doch zufrieden, optisch wie auch im Sinne Handling. Das Zielfernrohr hätte noch einen Tick nach hinten gekonnt, es hätte dann aber hintenraus länger sein müssen wie ihr auf dem Bild seht. Das gab "das Lager" allerdings gerade nicht her.

Die Schaftergonomie ging für mich insgesamt auch klar, konnte ich mich gut mit anfreunden und eine vernünftige Anschlagshaltung herstellen. Ich würde sie zudem als sehr führig betrachten. Kurz, kompakt, knackig.

Der Abzug fühlte sich für mich fast wie ein Direktabzug an. Fast. Ein wirklich klitzekleiner Vorweg, dann brauchte es ordentlich Kraft um einen Schuss auszulösen. Habe mich aber relativ schnell an diese Konstellation und das Abzugsgewicht gewöhnt. Nicht beim Schuss zu verreißen forderte dann allerdings konstante Konzentration und eine gewisse Gleichmäßigkeit beim Abziehen. Den BlowBack-Effekt hätte man sich schenken können (meine Meinung), bemerkt man fokussiert eh nicht wirklich (der Ladehebel rechts and der Seite bewegt sich, hat aber keine wirkliche Durchladefunktion).

Im Sinne der Effizienz gingen mit einer 88g-Kapsel etliche Magazine durch (mindestens sieben), bevor die Leistung bei um die 5J angekommen war. Mit voller Kapsel ballerte die CX4 mir über 7,5J um die Ohren. Einen Treffpunktabfall war in bestimmten Intervallen auf dem Weg zu den o.g. 5J zu bemerken, ich musste aber auch nicht bei jedem Schuss nachjustieren. Der berühmt-berüchtigte "Cool Down Effekt" von CO2-Waffen hielt sich in Grenzen...wenn man nicht gerade das Magazin im semi-auto-Dauerfeuer durchrockt. 😁 Wetter und Außentemperatur waren aber auch ideal...

Apropos Magazin. Ich hatte keine Probleme beim Feeden oder sonst irgendwie. Gut einölen und die Diabolos alle fest in die Kette des Magazins drücken hilft ungemein.

Trotz Schalldämpfer habe ich sie als knackig laut wahrgenommen, der kurze DonnyFL war allerdings auch nicht optimal. Der lange XL-Schalldämpfer von Weihrauch schon eher.

Insgesamt muß ich sagen, dass sie mir von der Experience her schon Spaß gemacht hat.

Überhaupt keinen Spaß gemacht hat mir der Versuch sie über HPA-Flasche und Remote Line in ein PCP-Gerät zu verwandeln. Das liegt daran, dass es nicht geklappt hat. Ums Verrecken nicht. Irgendwas hat jedes Mal eine Undichtigkeit produziert. Da Flasche und Line aber 1A intakt sind (den Beweis erbrachte eine erfolgreiche Conversion mit anderer Waffe), muss es am Anschluss an der Waffe o.ä. gelegen haben. Ich habe es nicht herausbekommen und dann erstmal den Versuch eingestellt. Aber die Vorstellung wäre verlockend gewesen...

Nunja, jetzt geht es ans Eingemachte. Zahlen, Daten, Fakten Präzisionstest. In einschlägigen Foren liest man immer wieder „nimm Spitzkopfdiabolos, alles andere kannste vergessen“. Dem gehen wir auch gleich mal auf den Grund.

Schauen wir uns zuerst die Leistungswerte an.

Mit JSB Exact Express 0,51g 4,5mm habe ich bei voller Kapsel folgende Leistungsdaten ermittelt:

• 10 Schuss

• Durchschnitt 7,63J

• Durchschnitt 173,07 m/s

• Konstanz 3,22 m/s

• Abweichung vom Mittelwert 1,12 m/s

Das sind durchaus respektable Werte.

Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:

Distanz	Diabolo	Hitbox / Streukreis	Location / Wetter	Anschlag	Optik
10m, 30 Schuss	JSB Exact Express 0,51g 4,5mm	26x37mm	Indoor	Sitzend, vorne aufgelegt	ZF, Vector Optics 12x44
15m, 30 Schuss	JSB Exact Express 0,51g 4,5mm	55x74mm	Outdoor, kein Wind	Sitzend, vorne aufgelegt	ZF, Vector Optics 12x44
25m, 30 Schuss	JSB Exact Express 0,51g 4,5mm	111x107mm	Outdoor, kein Wind	Sitzend, vorne aufgelegt	ZF, Vector Optics 12x44
25m	JSB Exact Express 0,51g 4,5mm	35x68mm	Outdoor, kein Wind	Sitzend, vorne aufgelegt	ZF, Vector Optics 12x44
25m	Diana Point 0,56g 4,5mm	34x66mm	Outdoor, kein Wind	Sitzend, vorne aufgelegt	ZF, Vector Optics 12x44
25m	RWS Hypermax 0,34g 4,5mm	55x87mm	Outdoor, kein Wind	Sitzend, vorne aufgelegt	ZF, Vector Optics 12x44
25m	Gamo Lethal Country 0,36g 4,5mm	58x52mm	Outdoor, kein Wind	Sitzend, vorne aufgelegt	ZF, Vector Optics 12x44
25m	Coal Spitzkopf, 0,37g 4,5mm	118x83mm	Outdoor, kein Wind	Sitzend, vorne aufgelegt	ZF, Vector Optics 12x44

Beretta CX4 Storm 30 Schuss auf 10m

Beretta CX4 Storm 30 Schuss auf 15m

Beretta CX4 Storm 30 Schuss auf 25m

Lest gerne nochmal das „wie getestet wird“.

Am Tag des Tests herrschte kein Wind, es waren ideale Wetterbedingungen. Übermäßiger Kaffeekonsum beim Schützen war auch nicht zu vermerken. 🤪 Die o.g. Diabolo-Sorten verstehen sich als repräsentabler Querschnitt verschiedener Kopfformen, Materialien, etc. Was ist jetzt das wesentliche Fazit:

1. Bis mich jemand vom Gegenteil überzeugt bleibt die CX4 Storm eine Fun-Plinker-Maschine. Keine Präzisionsgranate. Die gute Nachricht: mit allen von mir getesteten Diabolos kann man auf bis zu 25m komfortabel auf einer 17x17cm-Zielscheibe bleiben, auch bei Schnellschuss (so meine Erfahrung).

2. Die zunehmende Streuung bei größer werdender Distanz ist offenkundig. Erinnerte mich eher an eine BB- oder Airsoft-Performance als an Diabolo-bezogene Ergebnisse.

3. Es gab immer mal wieder Diabolo-Flugbahnen, die sich mir bei einem gezogenen Lauf nicht erschließen, auch nicht bei CO2-Antrieb. Dazu liest man übrigens auch die ein oder andere Theorie im www.

4. Die besten Ergebnisse lassen sich nicht ausschließlich auf eine bestimmte Kopfform zurückführen, weit vorne waren JSB Exact Express (Rundkopf) und Diana Point (Spitzkopf).

5. Dass RWS Hypermax in der Waffe besonders gut gehen (ein weiteres Forumsgerücht) kann ich nicht bestätigen.

   
   

Das Ding ist: würde die CX4 BBs verschießen würde sich wohl keiner mit Präzisionsfragen beschäftigen, sondern einfach Spaß haben. Bei Diabolo-Waffen mit gezogenem Lauf und guten Leistungswerten vermutet man eben andere Anlagen...die leider nicht erfüllt werden. Mein Tipp: wollt ihr Spaß? Könnt ihr kaufen! Wollt ihr Präzision? Finger weg. 🙂