Fünfmal so teuer, fünfmal so gut? Zwei Unterhebel-Brüder-im-Geiste im Test: Weihrauch HW57 vs. GSG WF600P
- PelletPanda

- 1. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Heute im „QuickCheck“: zwei Unterhebel-Kniften aus signifikant unterschiedlichen Preiskategorien. Die HW57 von Weihrauch bringt es auf einen Neupreis von ca. 400 Euro, das WF600P ist eine absolute Budget-Angelegenheit, gerade einmal 80 Euro stehen auf dem Kassenzettel. Ob die Performance sich dann auch signifikant voneinander unterscheidet lest ihr im Verlauf dieses Erfahrungsberichts.

Darf ich mich vorstellen:
Weihrauch HW57
Kaliber 4,5mm Diabolo
Einzellader
Serie <= 7,5J
Unterhebelspanner
Individuell:
Vector Optics 12x44 Zielfernrohr auf UTG-Montage mit Vorneigung
Fangen wir mit der HW57 an. 400 Euro sind eine Menge „Holz“. Da liegt die Messlatte doch gleich mal einige Stufen höher an. 😆
Insgesamt machte die Waffe einen hochwertigen Eindruck, nichts wackelte, nichts klapperte. Die meiner Meinung nach einwandfreie Verarbeitung unterstrich dies. Das für den Schaft verwendete Holz war jetzt nicht sonderlich spektakulär, aber funktional. Ich fand das Gewehr auch gut zu greifen. Die HW57 ist zwar nicht so „meaty“ wie die HW97, sondern deutlich zierlicher, aber dennoch.
Ich hatte keine Probleme eine vernünftige Anschlagshaltung herzustellen. Die Länge des Hinterschafts, die Höhe der Schaftbacke, alles wirkte wohl ausbalanciert. Aber die klassisch jagdlich angehauchte Schaftgeometrie abseits einer Matchwaffe war leider nur ein Kompromiss. Und je mehr ich günstige Waffen mit vermeintlich besserer Schaft-Passform sehe und teste frage ich mich, warum Weihrauch immer noch daran festhält.
Das Gewicht würde ich im Mittelfeld verorten, im Vergleich zu einer Diana 65, die ich zur selben Zeit im Test hatte, war sie aber ein Leichtgewicht. Knapp über 3kg gibt der Hersteller an.
Der Spannvorgang über den Unterhebel war für mein Gefühl super smooth, da spürte man wieder die oftmals sehr präsente Weihrauch-Qualität.
Der Diabolo-Ladeport der HW57, das ist schon eine clevere Idee, weil der Unterhebel beim Laden nicht offen bleibt, sondern bereits wieder geschlossen ist. Ein wenig rest-fummelig war das Laden dann aber doch.

Der Abzug war wirklich erste Sahne, und ehrlich gesagt hatte ich das nicht anders erwartet, denn verbaut ist der bekannte und vielfach gelobte „Rekord“-Matchabzug von Weihrauch. Dieser lässt sich dann auch entsprechend fein an die Bedürfnisse des Schützen anpassen. Ich musste allerdings keine Hand anlegen, war schon top eingestellt.

Was den Prellschlag angeht, die 57 hatte ganz schön Rückstoß und insgesamt auch Wumms, über 8J hämmerte die ab Werk und mit „F“ ungeniert raus. Das führte dazu, dass ich sie als ganz schön zickig im Sinne des Haltens empfand...letztlich funktionierte der „Artillery Hold“ ganz gut.
Die HW57 mochte besonders folgende Diabolos:
JSB Exact 0,547g 4,5mm
Mit diesen habe ich folgende Leistungsdaten ermittelt:
10 Schuss
Durchschnitt 8,7J
Durchschnitt 170,77 m/s
Konsistenz 5,57 m/s
Abweichung vom Mittelwert 2,00 m/s
Die Konstanz gefällt mir ganz gut und die Power ist natürlich eine Ansage, aber irgendwie auch im äußeren Ring des Toleranzbereichs. Aber gut, ab Werk ne...
Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:
Distanz | BB | Hitbox / Streukreis | Location / Wetter | Anschlag | Optik |
|---|---|---|---|---|---|
10m | JSB Exact 0,547g 4,5mm | 15x12mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 12x44 |
15m | JSB Exact 0,547g 4,5mm | 33x27mm | Outdoor, kein Wind | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 12x44 |

Darf ich mich vorstellen:
GSG WF600P
Kaliber 4,5mm Diabolo
Einzellader
Serie <= 7,5J
Unterhebelspanner
Individuell:
Vector Optics 12x44 Zielfernrohr auf UTG-Montage mit Vorneigung
Ok, auf geht es zum WF600P. Ich sage es nochmal: „80 Euro“.
Das erste was mir auffiel als ich es in der Hand hielt: es war deutlich schwerer als gedacht. Ein Leichtgewicht war es definitiv nicht. Mit um die 3kg lt. Hersteller nur einen Hauch leichter als die HW57.
Hier wurde mir allerdings nicht derselbe hochqualitative Verarbeitungsstandard geboten wie bei einem Weihrauch-Gewehr. Da gab es einige Ecken und Kanten, die einfach das Thema „Budget“ knallhart reflektierten. Aber auf der anderen Seite habe ich im Sinne des Materials auch nichts gravierend katastrophales gefunden (Langzeitnutzung konnte ich leider nicht testen).
Der Kunststoffschaft war sogar ganz griffig und fasste sich insgesamt gut an. Und auch hier passten Länge und Höhe des Hinterschafts. Das WF600P hat sich zwar nicht so angeschmiegt wie die HW57, aber verkehrt war das nicht im Anschlag. Nein, der Griff ist immer noch kein Match-Pistolengriff, aber im Vergleich zum Weihrauch-Gewehr etwas angewinkelter.
Kimme und Korn sind aus Plastik, das Korn war zudem leicht schief angebracht. Da würde ich nicht mein Geld drauf setzen. Baut lieber eine gescheites Zielfernrohr drauf.
Das Herausziehen des Unterhebels funktionierte ohne Druckknopf und dieser ging nur mit etwas Nachdruck zurück in die Ausgangsstellung. Ich dachte mir immer „festhalten bei der Preisklasse“. Die Mechanik sah aber solide aus und technisch funktioniert der Spannvorgang ohne Probleme. Nur das Klicken am Ende des Spannvorgangs klang irgendwie ungesund...

Der Prellschlag war beim WF600P deutlich schwächer als bei der HW57, es war dann letztlich auch einen Tick schwächer im Sinne der J-Leistung.
Das Einführen des Diabolos in den Lauf und über das geöffnete Ladefenster ging gut und ist klassisch wie bei einer Feinwerkbau 300S oder auch bei einer HW97 geregelt.
Der Abzug...ist eine absolute Katastrophe...an die ich mich irgendwie dann doch gewöhnt habe. Er war gar nicht mal extrem schwer, aber der „Druckpunkt“ fühlte sich an, als ob irgendwas nicht stimmt...naja, immerhin war es jedes Mal so. 😁

Das WF600P mochte besonders folgende Diabolos:
JSB Exact 0,547g 4,5mm
Mit diesen habe ich folgende Leistungsdaten ermittelt:
Tja, und so passierte es. Die Leistung wurde gemessen und die Daten machten sich heimlich auf im digitalen Zahlenkosmos zu vaporisieren. ☠️ Auf Deutsch: keine Ahnung, wo ich die notiert habe. Passiert. 😇 Ich weiß aber noch ziemlich genau, dass die Power bei um die 6,5-6,8J lag.
Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:
Distanz | Diabolo | Hitbox / Streukreis | Location / Wetter | Anschlag | Optik |
|---|---|---|---|---|---|
10m | JSB Exact 0,547g 4,5mm | 14x12mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 12x44 |
25m | JSB Exact 0,547g 4,5mm | 32x36mm | Outdoor, kein Wind | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 12x44 |
Fazit:
Welch interessante Ergebnisse der Unterhebel-Brüder-im-Geiste. Das 80-Euro-Gewehr schlägt das 400-Euro-Gewehr knapp auf 10m. Auf 25m hat dann zwar die HW57 die Nase vorn, aber können wir da schon von souverän sprechen? Ich denke nicht.
Meine Ergebnisse mit der HW57 waren wirklich nicht prall und lagen deutlich unter dem was ich erwartet hatte. Das erinnerte mich an den Fall „HW98“. Tolles Gewehr, fragwürdige Performance.
Das WF600P war zwar eine spürbare Budget-Erfahrung, aber das Gewehr ließ sich für die Preisklasse gut schießen und war deutlich weniger zickig bei Schussabgabe.
Was euch besser taugt müsst ihr entscheiden, aber von fünfmal so gut sind wir mit der HW57 in diesem Vergleich massiv entfernt.











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