Feinwerkbau 601: Oldie-But-Goodie
- PelletPanda
- 4. Aug. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Feb.

Ein Match-Druckluftgewehr von FEINWERKbau, da muss doch der Name eigentlich Programm sein und quasi Spitzenergebnisse automatisch nach sich ziehen. Oder?
Gleich vorweg, diese Exemplar weicht von der Serie substantiell ab. Und das gereicht nicht zum Nachteil wie ihr noch lesen werdet.
Darf ich mich vorstellen:
Feinwerkbau 601
Kaliber 4,5mm Diabolo
Einzellader, Seitenhebelspanner
Serie < 7,5J
Prellschlagfreier Vorkomprimierer
Individuell:
Lauf gekürzt, 1/2“ UNF-Gewinde für Schalldämpfer montiert
Silberner Schalldämpfer, keine Ahnung welche Marke, aber sieht Bombe aus
Umbau Ladeklappe (verkürzt)
MEC Schaftkappe
Vector Optics Orion 4-16x44 SF Zielfernrohr mit vorneigbaren Montagen
Dieses Gewehr habe ich auf einer der bekannten „Handelsplattformen“ gefunden und als ich es sah war mir klar: haben muss! Denn so etwas findet man wirklich nicht oft, und schon gar nicht servierfähig, ready to go.
Die Tatsache, dass die 601 durchaus einen wohl genutzten Gebrauchszustand aufwies und dies mitnichten versteckte war mir dabei völlig egal. Ich war auf der Suche nach genau so einem Umbau, und da war er.

Als das Gewehr ankam ging es wackelig los. Kleiner Schockmoment: es klappert im Inneren. Oh nein. Demontiert...puhh, auf dem Versandweg hatte sich nur die Zugfeder gelöst. Gerichtet und wo ich schon dabei war direkt das Pflegeprogramm „ultrarein glänzend“ durchgeführt, ein wenig Liebe angewandt nach all der Zeit.
Gebaut wurden die 601er zwischen 1987 und 1995, im positivsten Fall sprechen wir also von einem 29 Jahre alten Gewehr. Glücklicherweise wurden sämtliche Dichtungen und weitere Verschleißteile bereits erneuert.
Der Umbau trifft aus meiner Sicht genau ins Schwarze. Schon Serie und ausgestattet mit Diopter kann es das 601 faustdick hinter den Ohren haben und durchaus auf 10m frei stehend im Sinne der Ergebnisse vorne mitspielen. Auch heute noch, mit Abstrichen. Moderne 10m-High Tech-Kniften bringen natürlich im Vergleich nochmal deutlich mehr Präzisionshelferlein mit. Aber darum geht es bei diesem Gewehr nicht...mehr. Hier ging es darum daraus ein flexibles und Field Target-orientiertes Werkzeug zu schaffen, dass die Klaviatur versch. Distanzen bis hin zu 25m souverän bewältigen kann.
Lange Läufe können bei Field Target eher hinderlich sein, also wurde der Lauf gekürzt und vorne ein Schalldämpfergewinde angebracht. Und ich kann bestätigen, die Feinwerkbau ist mit Schalldämpfer flüsterleise, fast auf HW110-Niveau.

Als Vorkomprimierer benötigt der Ladevorgang noch Bizeps. Seitenhebel raus, Diabolo in den Lauf, und mit Muskelkraft den Komprimierungsvorgang abschließen. Insgesamt aber nicht so kraftaufwändig wie z.B. bei der Walther LGR und damit für mich komfortabel zu handhaben. Die 601 ist nun schussbereit.
Beim Ladevorgang kommt man automatisch mit dem Thema Ladeklappe in Berührung, die klappt nämlich nach oben auf und kann sehr hinderlich im Sinne einer Zielfernrohr-Montage sein. Ähnlich wie beim LG300 von Walther oder auch dem Anschütz 2002/2 ein Dilemma, das bereits viele zum Basteln jeglicher Art bewegt hat. Anders hier. Es wurde eine neue Ladeklappe angefertigt und die Serien-Ladeklappe blieb unangetastet und quasi als Zusatz-Souvenir Begleiter des Gewehrs über die Zeit. Es reichen hohe Montagen um nun ein Zielfernrohr anzubringen.

Ich empfand den Abzug ist in gewohnter Match-Luftgewehr-Qualität als fantastisch. Geringes Abzugsgewicht und faszinierend feinfühlig einzustellen.

Im Sinne des Schafts und der Passgenauigkeit im Anschlag kann ich nichts negatives berichten, Match-Luftgewehr-Schäfte sind meist auf maximale Ergonomie und Unterstützung des Schützen ausgelegt. Das ist heute so, und war auch damals schon der Fall. Die Schaftbacke ist verstellbar, die Schaftbacke durfte nun einer modernen von MEC weichen.

Wenn man gebraucht alte Gewehre kauft, kauft man ja trotz des Stellens tausender Fragen im Vorwege und des damit verbundenen Versuchs möglichst eine Bescheinigung für ein potentes Gewehr zu bekommen keine hundertprozentige Leistungsgarantie im Sinne von Spitzenwerten in Richtung 7,5J ein. Bei dieser 601 ist war dies allerdings kein Thema.
Die 601 mochte besonders folgende Diabolos:
JSB Exact Express, 0,51g, 4,5mm
Mit diesen habe ich folgende Leistungsdaten ermittelt:
10 Schuss
Durchschnitt 7,55J
Durchschnitt 172,21 m/s
Abweichung vom Mittelwert 0,9 m/s
0,9 m/s Abweichung vom Mittelwert? Da muss sich auf Basis meiner Messwerte selbst die HW110 geschlagen geben. Und wir vergleichen hier regulierte PCP-Technik mit einem 29 Jahre alten Vorkomprimierer.
Auf den verschiedenen Distanzen habe ich dann folgende Ergebnisse dokumentiert:
Distanz | Diabolo | Hitbox / Streukreis | Location / Wetter | Anschlag | Optik |
---|---|---|---|---|---|
10m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 7x5mm | Indoor | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 16x44 |
25m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 14x15mm | Outdoor, leichter Wind | Sitzend, vorne aufgelegt | ZF, Vector Optics 16x44 |
25m | JSB Exact Express 0,51g 4,5mm | 13x14mm | Outdoor, leichte Brisen | Sitzend, Benchrest | ZF, Vector Optics 16x44 |
Das bedeutet auf 10m HW110, Gamo Coyote und Walther LG300 geschlagen, „King of the 10“. Sauber. Auf 25m in stoischer Kontinuierlichkeit Ergebnisse mindestens auf HW110-Niveau, aber: mit einer Leichtigkeit, die der HW110 in meinen Tests leider abgegangen ist. Ein fantastisches Gewehr, dass sich für mich keinen Deut alt anfühlt und immer noch eine absolute Performance-Maschine ist.
Fazit: Oldie-But-Goodie.
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